Blog-Layout

Karies durch E-Zigaretten?

Tilman Flechsig • Nov. 30, 2022


In den letzten Jahren erfreuen sich E-Zigaretten von Verdampfer-Typ (Vaporiser) zunehmender Beliebtheit.  Bei diesen Produkten wird durch eine kleine Heizspirale eine Flüssigkeit zu feinem Dampf (= Aerosol) vernebelt, der eingeatmet wird und tief in die Lunge gelangt.  Da keinerlei Verbrennung von Pflanzenteilen erfolgt, werden auch keine schädlichen Verbrennungsprodukte, die für die meisten negativen gesundheitlichen Auswirkungen des Rauchens verantwortlich gemacht werden, erzeugt. Es wird daher vermutet, das das "Dampfen" weitaus weniger gesundheitsschädlich ist als das "Rauchen".
Das Liquid der E-Zigarette enthält neben den Trägerstoffen Glycerin und Propylenglykol (PEG) verschiedene Aromen und in der Regel auch Nikotin in verschiedenen Konzentrationen. Derzeit laufen verschiedenen Studien, die die gesundheitlichen Folgen des "Dampfens" untersuchen.

Zwei grundsätzliche Problematiken bleiben allerdings bestehen:
  • Die angebliche "Unschädlichkeit" des Dampfens könnte zu einer höheren Zahl von Erstkonsumenten führen. Es gibt Anzeichen dafür, das viele von ihnen später auch klassische Zigaretten konsumieren.
  • Die meisten Liquids enthalten Nikotin. Auch wenn es weniger gesundheitsschädlich als die Verbrennungsprodukte des Tabaks ist, so ist Nikotin doch stark suchterzeugend. Jede Sucht ist aus medizinischer Sicht eine Schädigung, da sie eine Einschränkung der freien Entfaltung der Persönlichkeit darstellt.
Aus zahnmedizinischer ist ist der Einfluss des "Dampfens" auf das Zahnfleisch, die Entwicklung schädlicher Bakterienansammlungen und die Speichelproduktion von Interesse. Eine aktuelle Studie der amerikanischen Tufts University School of Dental Medicine hat  jetzt ergeben, dass Patienten, die  E-Zigaretten verwenden, anfälliger für Karies sind. Für diese Studie wurden Daten von mehr als 13.000 Patienten, die von 2019 bis 2022 in den Zahnkliniken von Tufts behandelt wurden, analysiert. Dies ist die erste Untersuchung, die speziell den Zusammenhang zwischen dem Konsum von E-Zigaretten mit einem erhöhten Risiko für Karies untersucht.

Bei der Auswertung der Daten wurden 79 Prozent der Vaping-Patienten als Patienten mit hohem Kariesrisiko eingestuft, verglichen mit nur etwa 60 Prozent der Kontrollgruppe. Ein Grund, warum die Verwendung von E-Zigaretten zu einem hohen Kariesrisiko beiträgt, ist laut den Forschern, dass das Aerosol an den Zähnen haften bleibt, wodurch Ablagerungen entstehen. Es hat sich gezeigt, dass Vaping-Aerosole das orale Mikrobiom verändern und es gastfreundlicher für Karies verursachende Bakterien machen. Es wurde auch beobachtet, dass besonders Karies in Bereichen auftritt, in denen es normalerweise nicht auftritt – wie zum Beispiel an den Unterkanten von Vorderzähnen.

Die Forscher empfehlen daher , dass Patienten, die E-Zigaretten verwenden, für ein „strengeres Kariesbehandlungsprotokoll“ in Betracht gezogen werden sollten. Außerdem sollte fluoridhaltige Zahnpasta und Fluoridspülung von den Zahnärzten vewendet werden.

Mein Fazit:
  • E-Zigaretten können hilfreich für den Ausstieg aus den klassischen Rauchen sein.
  • Auf keinen Fall sollten Nichtraucher E-Zigaretten als unproblematisches Genussmittel sehen.
  • Nikotin ist und bleibt ein Suchtgift, egal in welcher Form es konsumiert wird.
  • "Dampfer" sollten auf eine gründliche Mundhygiene achten und fluoridhaltige Mundpflegeprodukte nutzen.


von Tilman Flechsig 22 Apr., 2024
Verwendet unsere Praxis noch Amalgam? Nein. Wir haben in unserer Praxis die Verwendung von Amalgam schon vor über 25 Jahren komplett eingestellt. Bei Kindern und Jugendlichen haben wir es nie verwendet. Im Jahr 2018 hat die EU die Verwendung des Materials bei Schwangeren und Kindern unter 15 Jahren verboten. Nur für diesen kleineren Personenkreis übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die höheren Kosten einer Kompositefüllung. Wir bieten in unserer Praxis sowohl kostenfrei als auch kostenpflichtige Alternativen zum Amalgam an. Alle Patienten werden vor der Behandlung über eventuell anfallende Kosten bei der Versorgung mit höherwertigen Materialien informiert. Welche Konsequenzen ein EU-Amalgamverbot für die zukünftige Kostenübernahme von Kompositefüllungen (" Kunststofffüllungen ") durch die Krankenkassen haben wird, können wir derzeit noch nicht abschätzen. Für das Jahr 2024 ändert sich erst einmal nichts.
von Tilman Flechsig 19 Apr., 2024
Wie geht Umweltschutz in der Praxis?
von Tilman Flechsig 11 Apr., 2024
Vor nicht allzu langer Zeit waren Karies (" Zahnfäule ") und lockere Zähne durch Parodontitis (" Zahnfleischschwund ") die Hauptursachen für den Verlust von Zahnsubstanz und Zähnen. Erfreulicherweise hat sich das geändert: Durch die verbesserte Mundhygiene bleiben mehr und mehr Menschen weitgehend kariesfrei und das Zahnfleisch und der Zahnhalteapparat werden gesund erhalten. In den letzten zwei Jahrzehnten rücken andere Schadensformen an den Zähnen mehr und mehr in den Vordergrund. Es sind Substanzverluste an den Oberflächen der Zähne, die durch mechanische ("Zähneknirschen", beschleunigter Zahnabrieb) oder chemische (Säureschäden) Einflüsse zu massiven Formveränderungen der Zähne, zum Absinken der Bisshöhe oder zum Freiliegen von empfindlichen Zahnarealen führen. Nach dem kompletten Verlust des schützenden Schmelzmantels liegt dann das Zahninnere, das Dentin frei, was zudem zu stark schmerzempfindlichen Zähnen führen kann. Natürlicher Oberflächenverlust (= Physiologische Demastikation) Jedes Gebiss unterliegt normalerweise einem kontinuierlichen Abrieb durch die Nahrungsbestandteile und die jeweilige Gegenbezahnung bzw. durch den Einfluss von natürlichen Säuren aus der Nahrung. So haben 20jährige in nur drei Prozent der Fälle einen stark sichtbaren Abriebsverlust (Abrieb bis in das mittlere Dentindrittel), wohingegen 70jährige diesen zu 17 Prozent aufweisen. Über 80% der 70jährigen haben zwar gealterte, aber grundsätzlich intakte Zahnoberflächen. Im Normalfall müssten unsere Zähne vom Abrieb her für ein ganzes Leben halten, weil wir in 10 Jahren nur etwa 0,3 mm an Zahnschmelz verlieren. Da der Schmelzmantel der Zähne im Bereich der Kaufläche ca. 1,5 mm dick ist, sollten wir die ersten 50 Jahre der Zahnnutzung ohne Freilegung von Dentin schaffen. Dies gilt umso mehr, als wir in unseren "modernen Zeiten" die Zähne nicht mehr als Werkzeug nutzen oder auf Steinen gemahlenes Mehl zu uns nehmen müssen. Das Mehl mit dem Sandzusatz wirkte in früheren Zeiten zu Brot gebacken wie Schmirgelpapier. Gebisse von Menschen, die vor mehr als 250 Jahren lebten, zeigen einen deutlich höheren Substanzverlust als heutzutage üblich. Es ist grundsätzlich sehr wichtig, krankhafte Substanzverluste schon in einem frühen Stadium zu entdecken, um massive Schäden und hohe Folgekosten für aufwendige Zahnrekonstruktionen zu vermeiden. Insbesondere kann sich der Abrieb verstärken, wenn das Dentin ("Zahnbein") an der Zahnoberfläche durch den vollständigen Verlust des Zahnschmelzes frei zu liegen beginnt, weil Dentin fünf mal weicher als Zahnschmelz ist. Was sind die Ursachen für einen beschleunigten Verlust von oberflächlicher Zahnsubstanz, der nicht durch Karies verursacht sind ? Wir unterscheiden hier zwei Schadensmechanismen, die im schlimmsten Fall kombiniert auftreten können:
von Tilman Flechsig 08 Feb., 2024
Moderne Zahnerhaltung funktioniert . Immer mehr Menschen behalten immer mehr eigene Zähne bis in hohe Lebensalter. Dieser Erfolg wird für Deutschland durch repräsentative Studien bestätigt, zum Beispiel durch die fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V) von 2016. Mehr eigene Zähne im Mund - das ermöglicht Zahnärzten, in weit höherem Maße als früher Zahnersatz anzufertigen, der fest im Mund verankert ist, also Kronen und Brücken anzufertigen, statt wie früher einen herausnehmbaren Zahnersatz herzustellen. Die Lebensqualität der so versorgten Menschen ist höher, der Kaukomfort und die Kauleistung steigen. Dieser Trend wird durch den Einsatz von Zahnimplantaten noch verstärkt, weil diese strategische eingesetzten künstlichen Zahnwurzeln die Möglichkeiten der fest sitzenden Verankerung für Zahnersatz nochmals erweitern. Die Gruppe der Menschen, die zahnlos und mit einer Totalprothese versorgt sind, wird kleiner. Diese erfreuliche Entwicklung hat allerdings auch eine Schattenseite. Wo früher Totalprothesen mit einer "Kukident"-Reinigungstablette über Nacht im Wasserglas auf dem Nachttisch gereinigt werden konnten, müssen nun auch im hohen Alter die eigenen Zähne im Mund gepflegt werden. Mit steigendem Lebensalter treffen zwei Entwicklungen aufeinander: Zum einen steigt mit höherem Alter die Gefahr für Karies gegenüber dem mittleren Alter an. Freiliegende Zahnhälse, vergrößerte Zahnzwischenräume und abgenutzte Schmelzareale sowie eine geringere Speichelproduktion vergrößern die Anfälligkeit für Karies. Einschränkungen bei der Mundhygiene (Beweglichkeit von Schulter, Arm und Fingern, Sehschärfe etc.) begünstigen die Entstehung schädlicher Bakterienbeläge auf den Zahnoberflächen. In besonderem Maße sind Menschen gefährdet, die pflegebedürftig sind und noch eigene Zähne haben. Hier vergrößert sich der allgemeine Pflegebedarf durch die technisch herausfordernde Pflege der Zähne noch einmal deutlich. Und gerade in diesem Bereich gibt es zur Zeit noch die größten Defizite sowie einen hohen Informationsbedarf. Für Angehörige und Pflegende gibt es seit eine sehr informative Informations- und Lernplattform im Internet: https://mund-pflege.net/ Auf dieser vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützten Plattform werden eine Vielzahl von Informationen und praktische Tipps gegeben. Die Kapitel sind durchgehend bebildert, frei von Werbung und gut verständlich. Ein Blick auf diese Seite lohnt sich für jeden!
von Tilman Flechsig 28 Okt., 2023
Das Problem des Biofilms
von Tilman Flechsig 27 Okt., 2023
Testbericht über die neue elektrische Zahnbürste oral-b iO10.
von Tilman Flechsig 26 Sept., 2023
In dem Beitrag wird erklärt, dass auch beim Vorliegen einer Schilddrüsen-Unterfunktion (z. B.: Hashimoto-Thyreoditis) die normale Zahnpflege mit fluoridierten Zahnpflegeprodukten problemlos möglich ist.
von Tilman Flechsig 12 Sept., 2023
Wie kann ich meine Mundhygiene verbessern?
von Tilman Flechsig 07 Sept., 2023
Wieso werden Mundspülungen überhaupt angewandt oder empfohlen?
von Tilman Flechsig 16 Aug., 2023
Verschiedene Stoffgruppen zum Süßen von Lebensmitteln werden vorgestellt und unter gesundheitlichen Aspekten eingeordnet.
Weitere Beiträge
Share by: