Blog-Layout

Zahngesundheit im Kindergarten

Tilman Flechsig • Nov. 30, 2022

Was macht ein Zahnarzt im Kindergarten?

 Unsere Praxis betreut seit Jahren mehrere Kindergärten in Witzenhausen und Umgebung. Unser Ziel ist es, die Kindergärten bei der kindlichen Gesundheitserziehung zu unterstützen.  Dabei spielen das gesunde gemeinsame Frühstück, der zuckerfreie Vormittag und das gemeinsame Zähneputzen nach dem Essen eine wichtige Rolle.
Im Kindergartenalter lernen Kinder besonders gut in der Gruppe und orientieren sich an älteren Kindern und den Erzieherinnen. Das gibt die Möglichkeit, "Selbstverständlichkeiten" zu erlernen und einzuüben, bis sie ein festes Ritual geworden sind. 
Es ist immer wieder toll zu sehen, wie Kindergartenkinder, die vom Spielen in das Gebäude hineinkommen, ihre Schuhe an die richtige Stelle stellen, ihre Jacke aufhängen und sich die Hände waschen. Alles passiert ganz selbstverständlich und reibungslos.
Und genau so kann der Kindergarten einen wertvollen Beitrag für die lebenslange Zahngesundheit ihres Kindes leisten. Kinder, die kariesfreie Milchzähne haben, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auch lebenslang eine gute Mundgesundheit haben. Unser Maskottchen, die Zahnputzhexe Irma, unterstützt uns dabei.
Wir besuchen die Kinder in ihren Gruppen im Kindergarten, nehmen an Elternabenden teil, beraten die ErzieherInnen und zeigen den Kindern an "Besuchstagen" unsere Praxis.

Wer ist Irma?
Irma ist das "offizielle" Maskottchen des hessischen Arbeitskreises für Kinder- und Jugendzahnheilkunde (LAGH). Die Figur der kleinen Hexe Irma stammt aus dem Kinderbuch "Irma hat so große Füße".  Irma hat grüne Haare und vorstehende Zähne. Die Geschichte handelt von einer kleinen Hexe, die ein Problem hat: Ihre Füße sind zu groß und wachsen immer weiter, wenn sie zaubert. Die anderen Hexen lachen sie deshalb aus. Als sie das Kind Lore trifft, lernt sie das Zähneputzen kennen und stellt erfreut fest, das ihre Füße nicht weiter wachsen, wenn sie selber Zähne putzt.
Irma ist im Original nicht besonders hübsch. Auch ist die Figur einer "Hexe" nicht automatisch ein Sympathieträger. Es ist also sehr hilfreich, wenn die Geschichte den Kindern im Kindergarten vorgelesen wird und diese sich so der Figur annähern können. Sehr schön ist, das Lore als Lehrerin für die kleine Hexe auftritt und "Vorbild" sein kann.
Es gibt viele Ausmalvorlagen für Irma, die sie mit Zahnbürste, Zahnpasta und natürlich auch mit großen Füßen zeigen. Dazu gibt es Aufkleber, Tatoos und Informationsblätter mit ihr.

Was ist das Zahnputzlied?
"Zahnbürste, tanz in meinem Mund" ist das offizielle Zahnputzlied der LAGH. Sie können es sich auf Youtube anhören:
https://www.youtube.com/watch?v=iR_mX5D_120
Die Strophen des Liedes folgen der KAI-plus Systematik und helfen bei der Verankerung der Abläufe im Gedächtnis.

Was sind die Grundbotschaften für Eltern und Kinder?

Zähne wollen gerne festes, knackiges Essen kauen und möchten gerne sauber geputzt werden.
Zähne putzen macht Spaß und geht mit einem Lied noch besser.
Gesundes Frühstück ist zuckerfrei und kauaktiv, das "Schnucken" findet erst am Nachmittag statt.
Der Zahnarzt hilft, das die Zähne gesund bleiben.

 

Fünf Sterne für Zahngesundheit - eine wissenschaftlich abgesicherte Strategie für Mundgesundheit


  • Eltern putzen morgens nach dem Frühstück die Kinderzähne nach
    Das Frühstück kann selbstverständlich zuckerhaltige Lebensmittel beinhalten: Marmelade, Honig oder zuckerhaltiger Joghurt sind ok!
    Nach dem Frühstück sollen die Kinder die Zähne zunächst selbstständig, aber unter Aufsicht putzen.
    Es sollte immer eine
    fluoridhaltige Zahnpasta verwendet werden.
  • Zuckerfreier Vormittag
    Während des Vormittags bis zum Mittagessen sollten die Kinder nur Wasser oder zuckerfreien Tee trinken und ein kauaktiv-frisches zweites Frühstück essen.
    In der Kita sollten die Kinder in der Grupe  Zähne putzen üben (= KAI plus Systematik üben) und dabei eine fluoridhaltige Zahnpasta verwenden.
    Achtung: Die Erzieherinnen können aus Zeitgründen nicht bei allen Kindern alle Zähne nachbürsten!
  • Zuckerhaltige Lebensmittel/Getränke weniger häufig, dafür bewusst
    Ein süßer Nachtisch und Naschen am Nachmittag/ Abend – mit Genuss und ohne schlechtes Gewissen!
    Lieber einmal etwas Süßes genießen als ständig naschen.   
  • Eltern putzen abends vor dem Zubettgehen die Kinderzähne nach
    Auch abends sollen zunächst die Kinder unter Anleitung (eventuell mit Liedbegleitung) selber putzen.
    Danach putzen die Eltern die Zähne nach und wiederholen dabei die KAI-Systematik.
  • Zweimal jährlich zur zahnärztlichen Kontrolle
    Hier können individuelle Pflegetipps gegeben werden und eine Intensivfluoridierung von Problemstellen vorgenommen werden. Kariesfreie Grübchen von bleibenden Zähnen werden versiegelt und so optimal  geschützt.


Wenn diese Punkte beachtet werden, hat Ihr Kind die Chance, mit einem komplett kariesfreien Gebiss in Erwachsenenleben zu starten. Vielleicht sehen wir uns bald einmal bei einem Elternabend und können diese Punkte in Ruhe besprechen.


Ihr Praxisteam

Dr. Gudrun Flechsig

Dr. Tilman Flechsig


von Tilman Flechsig 22 Apr., 2024
Verwendet unsere Praxis noch Amalgam? Nein. Wir haben in unserer Praxis die Verwendung von Amalgam schon vor über 25 Jahren komplett eingestellt. Bei Kindern und Jugendlichen haben wir es nie verwendet. Im Jahr 2018 hat die EU die Verwendung des Materials bei Schwangeren und Kindern unter 15 Jahren verboten. Nur für diesen kleineren Personenkreis übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die höheren Kosten einer Kompositefüllung. Wir bieten in unserer Praxis sowohl kostenfrei als auch kostenpflichtige Alternativen zum Amalgam an. Alle Patienten werden vor der Behandlung über eventuell anfallende Kosten bei der Versorgung mit höherwertigen Materialien informiert. Welche Konsequenzen ein EU-Amalgamverbot für die zukünftige Kostenübernahme von Kompositefüllungen (" Kunststofffüllungen ") durch die Krankenkassen haben wird, können wir derzeit noch nicht abschätzen. Für das Jahr 2024 ändert sich erst einmal nichts.
von Tilman Flechsig 19 Apr., 2024
Wie geht Umweltschutz in der Praxis?
von Tilman Flechsig 11 Apr., 2024
Vor nicht allzu langer Zeit waren Karies (" Zahnfäule ") und lockere Zähne durch Parodontitis (" Zahnfleischschwund ") die Hauptursachen für den Verlust von Zahnsubstanz und Zähnen. Erfreulicherweise hat sich das geändert: Durch die verbesserte Mundhygiene bleiben mehr und mehr Menschen weitgehend kariesfrei und das Zahnfleisch und der Zahnhalteapparat werden gesund erhalten. In den letzten zwei Jahrzehnten rücken andere Schadensformen an den Zähnen mehr und mehr in den Vordergrund. Es sind Substanzverluste an den Oberflächen der Zähne, die durch mechanische ("Zähneknirschen", beschleunigter Zahnabrieb) oder chemische (Säureschäden) Einflüsse zu massiven Formveränderungen der Zähne, zum Absinken der Bisshöhe oder zum Freiliegen von empfindlichen Zahnarealen führen. Nach dem kompletten Verlust des schützenden Schmelzmantels liegt dann das Zahninnere, das Dentin frei, was zudem zu stark schmerzempfindlichen Zähnen führen kann. Natürlicher Oberflächenverlust (= Physiologische Demastikation) Jedes Gebiss unterliegt normalerweise einem kontinuierlichen Abrieb durch die Nahrungsbestandteile und die jeweilige Gegenbezahnung bzw. durch den Einfluss von natürlichen Säuren aus der Nahrung. So haben 20jährige in nur drei Prozent der Fälle einen stark sichtbaren Abriebsverlust (Abrieb bis in das mittlere Dentindrittel), wohingegen 70jährige diesen zu 17 Prozent aufweisen. Über 80% der 70jährigen haben zwar gealterte, aber grundsätzlich intakte Zahnoberflächen. Im Normalfall müssten unsere Zähne vom Abrieb her für ein ganzes Leben halten, weil wir in 10 Jahren nur etwa 0,3 mm an Zahnschmelz verlieren. Da der Schmelzmantel der Zähne im Bereich der Kaufläche ca. 1,5 mm dick ist, sollten wir die ersten 50 Jahre der Zahnnutzung ohne Freilegung von Dentin schaffen. Dies gilt umso mehr, als wir in unseren "modernen Zeiten" die Zähne nicht mehr als Werkzeug nutzen oder auf Steinen gemahlenes Mehl zu uns nehmen müssen. Das Mehl mit dem Sandzusatz wirkte in früheren Zeiten zu Brot gebacken wie Schmirgelpapier. Gebisse von Menschen, die vor mehr als 250 Jahren lebten, zeigen einen deutlich höheren Substanzverlust als heutzutage üblich. Es ist grundsätzlich sehr wichtig, krankhafte Substanzverluste schon in einem frühen Stadium zu entdecken, um massive Schäden und hohe Folgekosten für aufwendige Zahnrekonstruktionen zu vermeiden. Insbesondere kann sich der Abrieb verstärken, wenn das Dentin ("Zahnbein") an der Zahnoberfläche durch den vollständigen Verlust des Zahnschmelzes frei zu liegen beginnt, weil Dentin fünf mal weicher als Zahnschmelz ist. Was sind die Ursachen für einen beschleunigten Verlust von oberflächlicher Zahnsubstanz, der nicht durch Karies verursacht sind ? Wir unterscheiden hier zwei Schadensmechanismen, die im schlimmsten Fall kombiniert auftreten können:
von Tilman Flechsig 08 Feb., 2024
Moderne Zahnerhaltung funktioniert . Immer mehr Menschen behalten immer mehr eigene Zähne bis in hohe Lebensalter. Dieser Erfolg wird für Deutschland durch repräsentative Studien bestätigt, zum Beispiel durch die fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V) von 2016. Mehr eigene Zähne im Mund - das ermöglicht Zahnärzten, in weit höherem Maße als früher Zahnersatz anzufertigen, der fest im Mund verankert ist, also Kronen und Brücken anzufertigen, statt wie früher einen herausnehmbaren Zahnersatz herzustellen. Die Lebensqualität der so versorgten Menschen ist höher, der Kaukomfort und die Kauleistung steigen. Dieser Trend wird durch den Einsatz von Zahnimplantaten noch verstärkt, weil diese strategische eingesetzten künstlichen Zahnwurzeln die Möglichkeiten der fest sitzenden Verankerung für Zahnersatz nochmals erweitern. Die Gruppe der Menschen, die zahnlos und mit einer Totalprothese versorgt sind, wird kleiner. Diese erfreuliche Entwicklung hat allerdings auch eine Schattenseite. Wo früher Totalprothesen mit einer "Kukident"-Reinigungstablette über Nacht im Wasserglas auf dem Nachttisch gereinigt werden konnten, müssen nun auch im hohen Alter die eigenen Zähne im Mund gepflegt werden. Mit steigendem Lebensalter treffen zwei Entwicklungen aufeinander: Zum einen steigt mit höherem Alter die Gefahr für Karies gegenüber dem mittleren Alter an. Freiliegende Zahnhälse, vergrößerte Zahnzwischenräume und abgenutzte Schmelzareale sowie eine geringere Speichelproduktion vergrößern die Anfälligkeit für Karies. Einschränkungen bei der Mundhygiene (Beweglichkeit von Schulter, Arm und Fingern, Sehschärfe etc.) begünstigen die Entstehung schädlicher Bakterienbeläge auf den Zahnoberflächen. In besonderem Maße sind Menschen gefährdet, die pflegebedürftig sind und noch eigene Zähne haben. Hier vergrößert sich der allgemeine Pflegebedarf durch die technisch herausfordernde Pflege der Zähne noch einmal deutlich. Und gerade in diesem Bereich gibt es zur Zeit noch die größten Defizite sowie einen hohen Informationsbedarf. Für Angehörige und Pflegende gibt es seit eine sehr informative Informations- und Lernplattform im Internet: https://mund-pflege.net/ Auf dieser vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützten Plattform werden eine Vielzahl von Informationen und praktische Tipps gegeben. Die Kapitel sind durchgehend bebildert, frei von Werbung und gut verständlich. Ein Blick auf diese Seite lohnt sich für jeden!
von Tilman Flechsig 28 Okt., 2023
Das Problem des Biofilms
von Tilman Flechsig 27 Okt., 2023
Testbericht über die neue elektrische Zahnbürste oral-b iO10.
von Tilman Flechsig 26 Sept., 2023
In dem Beitrag wird erklärt, dass auch beim Vorliegen einer Schilddrüsen-Unterfunktion (z. B.: Hashimoto-Thyreoditis) die normale Zahnpflege mit fluoridierten Zahnpflegeprodukten problemlos möglich ist.
von Tilman Flechsig 12 Sept., 2023
Wie kann ich meine Mundhygiene verbessern?
von Tilman Flechsig 07 Sept., 2023
Wieso werden Mundspülungen überhaupt angewandt oder empfohlen?
von Tilman Flechsig 16 Aug., 2023
Verschiedene Stoffgruppen zum Süßen von Lebensmitteln werden vorgestellt und unter gesundheitlichen Aspekten eingeordnet.
Weitere Beiträge
Share by: